Am 5. August 2024 konnten wir am Oberaargletscher u.a. folgende Beobachtungen machen:
Oberaargletscher
Oberaargletscher am 5. August 2024.
Ein grösserer Teil des Gletschers war mit Schnee bedeckt als beim letzten Besuch vom 17. Juli 2023. Nach mehreren Saharastaub-Ereignissen im Frühling und Sommer 2024 war der Schnee mit Saharastaub bedeckt, was an der gelb-bräunlichen Färbung des Schnees gut zu erkennen ist. Durch den Saharastaub wird das Abschmelzen der schützenden Schneeschicht beschleunigt.
Oberaargletscher und Gletschertor am 5. August 2024.
Im Bereich von Gletschertor und Gletscherzunge hat sich der Oberaargletscher innerhalb von Jahresfrist stark verändert.
Gletschertor
Gletschertor des Oberaargletschers am 5. August 2024.
Das
Gletschertor war am 5. August 2024 relativ klein und teilweise mit Schnee gefüllt.
Toteis
Toteis auf der Südseite des Oberaargletschers am 4. August 2024.
Auf der Südseite des Gletschers liegt östlich des Gletschertors am Fuss der Hänge immer noch viel Toteis. Zum Teil ist dieses Gletschereis mit Schutt und Felsblöcken bedeckt, zum Teil ist das Toteis blank und direkt der warmen Luft ausgesetzt.
Zerfallserscheinungen
Zerfallserscheinungen an der Gletscherzunge am 5. August 2024.
Die Gletscherzunge weist zahlreiche Zerfallserscheinungen wie Löcher und Tunnels auf. Die Zunge des Oberaargletschers wird sich - sofern kein Wunder geschieht - weiter rasch zurückziehen.
Zerfallserscheinungen an der Gletscherzunge am 5. August 2024.
Einsturztrichter
Einsturztrichter im Oberaargletscher von Osten am 5. August 2024.
Legende:
1) Der östliche Einsturztrichter hat sich geöffnet. Auf seinem Grund fliesst viel Schmelzwasser in einem Bachbett.
2) Der mittlere Einsturztrichter hat sich teilweise geöffnet.
3) Die Decke des westlichen Einsturztrichters hat sich weiter abgesenkt, hat sich aber noch nicht geöffnet.
Blick in den östlichen Einsturztrichter im Oberaargletscher von Osten am 5. August 2024.
Das Schmelzwasser fliesst in einem Bach durch das auf dem Foto sichtbaren Tor in den geöffneten Einsturztrichter.
Detailansicht des Tors im östlichen Einsturztrichter im Oberaargletscher von Osten am 5. August 2024.
Durch das Tor fliesst eine beträchtliche Menge Schmelzwasser. Das Tor wird vermutlich nicht lange Bestand haben.
Östlicher Einsturztrichter im Oberaargletscher von Westen am 5. August 2024.
Das Schmelzwasser fliesst durch zwei grosse Schmelzwasserkanäle aus dem geöffneten Schmelzwasserkanal ab. Auf dem Foto ist das Portal des nördlichen Schmelzwasserkanals zu sehen. Die auf dem Grund liegenden Eisstücke deuten auf den fortschreitenden Zerfall des Einsturztrichters und des Schmelzwasserkanals hin.
Östlicher Einsturztrichter im Oberaargletscher von Westen am 5. August 2024.
Auf diesem Foto sind die zwei Arme zu sehen, über welche das Schmelzwasser den Einsturztrichter verlässt. Da der Oberaargletscher an dieser Stelle nicht mehr besonders breit ist, wird sich die Situation in einem Jahr voraussichtlich wenig erfreulich präsentieren.
Westlicher Einsturztrichter von Osten. Luftaufnahme vom 5. August 2024.
Schmelzwasser
Abfluss des Schmelzwassers unterhalb des Gletschertors am 5. August 2024 um 8:15 Uhr.
Abfluss des Schmelzwassers unterhalb des Gletschertors am 5. August 2024 um 14:15 Uhr.
Am 5. August 2024 konnte am Oberaargletscher der dem
Tagesgang folgende Abfluss des Schmelzwassers beobachtet werden. Während der kühleren Nacht schmilzt weniger Schnee und Eis als tagsüber bei höheren Temperaturen und direkter Sonneneinstrahlung. Der Pegel des Gletscherbachs reagiert verzögert auf diesen Effekt.
Erosion an den Seitenmoränen
Das Abschmelzen des Oberaargletschers hat Auswirkungen auf die Seitenmoränen. Diese sind durch den Abschmelzen des stützenden Gletschereises und dem Auftauen des Permafrosts vermehrter Erosion ausgesetzt.
Die untenstehenden Fotos zeigen ein paar der Auswirkungen auf die südliche Seitenmoräne von Ost nach West.
Durchbruch der südlichen Moräne des Oberaargletschers am 5. August 2024.
Legende:
1) Schmelzwasser des Gletschers in der Nordflanke des Löffelhorns hat ev. mit Unterstützung von Starkniederschlag-Ereignissen vor ein paar Jahren die südliche Moräne durchschlagen. Seither sind ein eindrücklicher Erosionsgraben und ein grosser Schuttkegel entstanden. Der Schuttkegel ist so gross, dass er den Oberaarbach Richtung Norden abdrängte.
2) Der oben erwähnte Schuttkegel.
Erosionsrinnen und Schuttkegel am 5. August 2024.
Legende:
1) An mehreren Stellen sind Erosionsrinnen (ev. sogar Erosionsgräben) entstanden. Schmelzwasser, (Stark-)Niederschläge und auftauender Permafrost dürften die Gründe sein.
2) Felsblöcke, Schutt und Sand wurden z.T. auf dem Toteis und z.T. in einem Schuttkegel abgelagert. Auch auf diesem Foto ist zu sehen, wie der Oberaarbach Richtung Norden abgedrängt wurde. Stück für Stück trägt der Oberaarbach den Schuttkegel ab und schwemmt Sand und Geschiebe in den nahen Oberaarsee.
Die Klimaerwärmung führt dazu, dass mehr Geschiebe und Sand in die Stauseen geschwemmt wird. Das wirkt sich negativ auf das Fassungsvermögen der Stauseen aus.
Abfluss des Schmelzwassers im Bereich des Gletschertors am 5. August 2024.
Legende:
Siehe vorangehendes Foto.
Abgerutschter Teil einer Moräne am 5. August 2024.
Legende:
1) Auf einer Breite von 140m (Quelle: Messung auf map.admin.ch) ist die ganze Moräne abgerutscht. In diesem Fall dürfte schwindender Permafrost ein Rolle gespielt haben.
2 & 3) Im Bereich von 2) hat sich ein Murgang gelöst, welcher erst im Bereich von 3) wenig hinter dem Gletschertor zum Stillstand kam. Der abgelagerte Schutt bedeckt das Gletschereis, was das Abschmelzen des Eises verzögert.
Meteo
Temperatur: 22° um 13 Uhr am Gletscher.
Nullgradgrenze: 4300m ü.M.,
die 7 davor liegenden Tage zwischen 3700 und 4500m ü.M., im Schnitt bei 4220m ü.M.
Publiziert / Aktualisiert:
15.08.2024 /
20.08.2024