Seit Anfang der Neunzigerjahre des letzten Jahrhunderts erfolgten vor verschiedenen der zurückweichenden Alpengletschern Holz- und Torffunde. Diese weisen darauf hin, dass sich die Gletscher seit der letzten Eiszeit phasenweise weiter als in der Gegenwart zurück gezogen haben.
Symbolbild für Holz- und Torffunde
Einen guten Überblick über die Torf- und Holzfunde gibt [
19> ("Holz- und Torffunde als Klimaindikatoren: Alpen ohne Gletscher", 2004, Prof. Christian Schlüchter und Ueli Jörin).
Im Artikel ist nachzulesen, dass die Gletscherzungen vor 1900 bis 2300 Jahren mindestens 300m höher als heute (Heute = Zeitpunkt der Erstellung des Artikels Schlüchter/Jörin = 2004) lagen. Diese Aussage wird auch noch im Jahr 2020 in Kommentaren zur aktuellen Klimaerwärmung verwendet.
Folgende Fakten sollten dabei nicht vergessen werden:
1) Gletscherschmelze seit 2004
Seit 2004 haben die Gletscher viel an Länge und Masse eingebüsst. Die Gletscherzungen haben sich entsprechend zurückgezogen und liegen je nach Gletscher deutlich höher als 2004. Beispiel: Das Gletschertor des Steigletschers (Schweizer Alpen) befand sich 2004 auf einer Höhe von 1935m (Quelle: Zeitreise auf www.admin.ch). Im Jahr 2018 befand sich das Gletschertor auf einer Höhe von 2135m (Quelle: map.admin.ch und eigene GPS-Messungen). D.h. seit der Publikation des Artikels im Jahr 2004 hat sich die Zunge des Steigletschers bis 2018 um 200 Höhenmeter zurückgezogen.
Die Zungen anderer Gletscher dürften sich weiter nach oben zurückgezogen haben als der Steigletscher (z.B. Oberer Grindelwaldgletscher und Turtmanngletscher), während die Gletscherzunge andere Gletscher praktisch auf gleicher Höhe verharrten (z.B. Rhonegletscher, Unteraargletscher und Gornergletscher).
Deshalb ist es nicht ganz korrekt, wenn im Jahr 2020 die Höhenangaben (Differenz früher zu heute) von 2004 verwendet werden.
2) Trägheit/Reaktionszeit der Gletscher
Gletscher haben je nach Grösse lange bis sehr lange Reaktionszeiten. Bis Gletscher bei einer Temperaturerhöhung (Klimaerwärmung) erkennbar abschmelzen dauert es bis zu mehreren Jahrzehnten. Wenn sich die Temperatur nach einer Erhöhung stabilisiert, dauert es entsprechend bis zu mehreren Jahrzehnten, bis der Gletscher das Niveau der neuen Temperatur erreicht hat. Solange verliert er an Masse und Länge. Er zieht sich dabei in höhere Lagen zurück.
Aktuell befinden wir uns in einer Phase, in welcher sich die Temperatur (Jahresdurchschnitt) ungewöhnlich schnell erhöht. Mit diesem Tempo können die trägen Gletscher nicht mithalten. Für die vorherrschenden Temperaturen reichen sie zu weit in die Täler hinunter und weisen zu viel Masse auf.
Es ist deshalb möglich, dass es heute (2020) bereits gleich warm oder wärmer ist, als es zur Zeit war, als die Bäume wuchsen, deren Hölzer von den Gletschern freigegeben wurden.